Kurz vor Ostern widmen wir uns einer historischen Figur, die im Jahr 2017 mit bemerkenswerter Begeisterung gefeiert wurde. Zum 500. Reformationsjubiläum sollten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk weder trockene Dokumentationen noch Filmbiografien den Urheber ehren. Nein, etwas Peppiges musste her: ein Musical.
Am Reformationstag 2017 zeigte das zweite große Programm der deutschen Fernsehlandschaft in der Primetime ein von den Evangelischen Landeskirchen finanziertes Musical über die Ereignisse des Wormser Reichstags im Jahr 1521, als Martin Luther aufgefordert wurde, seine 95 Thesen zu widerrufen.
Auf die Bühne gebracht mit ausgebildeten Musicaldarsteller*innen, Symphonieorchester, Liveband, Freiwilligenchor sowie jeder Menge Nebel- und Lasereffekten, erwartete das Publikum eine Show voller Glitzer und Pathos. Eine Hommage an den wohl berühmtesten deutschen Reformator, bei der Luthers theologische Rechtfertigungsversuche für Antiziganismus, Antisemitismus und Misogynie zugunsten einer heiteren Kirchentagsstimmung unkommentiert blieben.